Am Mittwoch, den 9. Oktober, fand im Bürgerhaus Nidda ein aufschlussreicher Vortrag von Behzad Borhani statt, der die Themen Populismus und die jüngsten Wahlergebnisse in Deutschland und Europa beleuchtete. Borhani, der sich intensiv mit politischen und gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt, sprach in seinem Vortrag darüber, wie (Rechts-)Populismus den demokratischen Konsens gefährdet und die politische Debattenkultur untergräbt.

Ein zentrales Thema des Vortrags war die Medienstrategie der Populisten. Borhani erklärte, wie Populisten europaweit durch gezielte Nutzung sozialer Medien rechte Positionen subtil als neue Normalität darstellen und so die politische Landschaft nachhaltig beeinflussen. Die sogenannten sozialen Netzwerke würden als Plattformen genutzt, um alternative Informationsstrukturen zu schaffen, die das Vertrauen in klassische Medien untergraben und stattdessen eine eigene, verzerrte Wirklichkeit etablieren. Es lassen sich dabei große Ähnlichkeiten in Form, Strategie und Inhalt der Kommunikation bei populistischen Parteien in Europa feststellen.

Besonders beunruhigend sei die Tatsache, dass immer mehr Jugendliche (Rechts-) populistische Parteien wählen. Borhani erläuterte, dass viele junge Menschen sich von der etablierten Politik nicht ernst genommen fühlen und europaweit in Rechtspopulistischen Parteien eine radikale aber wählbare Alternative sehen. Soziale Medien spielten dabei eine große Rolle, da Populisten ihre Inhalte gezielt für diese Zielgruppe aufbereite und verbreite. Die fehlende politische Bildung im Sinne einer subjektiv nicht wahrgenommenen Selbstwirksamkeit und das durch ständiges Störfeuer in Sozialen Medien wachsende Misstrauen gegenüber gestandener Medien/Quellen und Institutionen würden Rechtspopulisten dabei unterstützen, ihre Anhängerschaft zu vergrößern.

Lehren aus den Wahlen und die Bedeutung der Bundestagswahl

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Vortrags war die Analyse der letzten Europawahlen und Landtagswahlen. Borhani betonte, dass die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft – mit erstarkenden extremen Positionen auf beiden Seiten des politischen Spektrums – eine der größten Herausforderungen der kommenden Bundestagswahl sei. Er wies darauf hin, dass europaweit Populisten ihre mediale Präsenz geschickt nutzen, um die öffentliche Diskussion zu dominieren, und dass traditionelle Parteien und Medien eine neue, zukunftsgerichtete Kommunikationsstrategie benötigen, um dem etwas entgegenzusetzen.

Am Ende seines Vortrags schlug Borhani mehrere Maßnahmen vor, wie man dem Populismus begegnen könnte. Er plädierte für eine stärkere politische Bildung im Sinne von mehr Selbstwirksamkeit, besonders für junge Menschen, und rief die etablierten Parteien dazu auf, die sozialen Medien effektiver zu nutzen, um demokratische Werte und Lösungen für die drängenden Fragen der Zeit zu vermitteln. Dabei müsse der zum Teil „rechtsfreie Raum“ des Internets noch stärker als bisher moderiert werden.

Resonanz und Ausblick

Der Vortrag stieß auf großes Interesse und es folgte eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum. Dabei wurden viele Erkenntnisse runtergebrochen für die konkrete Interpretation auf kommunaler Ebene in Nidda. Viele Teilnehmer betonten, wie wichtig es sei, diese Themen in den öffentlichen Diskurs zu tragen und junge Menschen besser über die Mechanismen des Populismus und die Bedeutung der Demokratie aufzuklären. Gleichzeitig wurde deutlich, dass mit kommunalen Mitteln eine Gegenstrategie auf dem Feld der globalen sozialen Medien aussichtslos sei. Jedoch habe man vor Ort andere Möglichkeiten des Austausches und der Begegnung antidemokratischer Erzählungen.

Behzad Borhani konnte mit seiner fundierten Analyse und klaren Argumentation viele Zuhörer*innen zum Nachdenken anregen. Die Veranstaltung im Bürgerhaus Nidda zeigte deutlich, wie wichtig es ist, sich aktiv mit den Herausforderungen des Populismus auseinanderzusetzen und Strategien zu entwickeln, um unsere demokratische Kultur zu stärken.

Der Vortrag von Behzad Borhani war ein wichtiger Beitrag, um die politischen Zusammenhänge in unserer Gesellschaft zu beleuchten und Handlungsoptionen für die Zukunft aufzuzeigen.